Das Böse W-Wort - Noch mal ein kleines Wermutstropfen
Ich habe mich nicht groß gemeldet, wie mein Weihnachten war... Aber was soll ich zu dem Thema auch sagen?
Meist brauche ich ein wenig Zeit, um mir über die Details eines Gesamteindrucks klar zu werden.
Gesamteindruck: Gut bis mittel.
Die Sache mit den Details ist kniffliger. Ich rege mich immer leich darüber auf, also beginne ich mit den Guten:
Mein erstes unerwartetes Geschenk:
Der Bekleidungszustand der Bedienung auf dem Klassentreffen
Damit ist keineswegs ein tiefer Ausschnitt oder ein kurzer Rock gemeint. Der hätte wohl vor allem mich ein wenig glücklicher gemacht. Aber dieses Jahr war die nicht mehr ganz so junge Frau und wahrscheinlich mehrfache Mutter aus irgendeinem Grund der Meinung, eine Hüfthose und ein knappes T-Shirt tragen zu müssen, aus dem unten der weiche, anschmiegsame Bauch vorwitzig herausschaute. Es war bemerkenswert. Keiner wollte es sehen ... aber wegsehen konnte auch keiner.
Meine restlichen Geschenke:
Essen
Es gab viiiel Essen, sowohl mit als auch ohne Geschenkpapier, begleitet von ein wenig bedrucktem Papier, für das einem die Leute noch mehr Essen geben.
Also: Gut! Sehr Gut!
Fernsehn
Es gibt Menschen, die glauben, es sei mir ohnehin zu wichtig. Aber das meine ich diesmal nicht, weil ich es ja nicht sehen wollte: Ich meine jetzt, dass dankenswerterweise am Ersten Weihnachtsfeiertag Plattfuß lief... als eine Art Whitenoise, weil es meinen Onkel, bei dem ich zu Gast war, unglaublich nervös machte, dass ich mich mit meinem Geschenk - einem Buch - beschäfftigte, statt fernzusehen... Dabei besitzt er selber welche und sollte wissen, dass man das wirklich statt eines Fernsehers benutzen kann.
Also: Gut!
Krawattenhalter
Ich habe das Gerät immerhin erkannt bzw. identifiziert, das damit nicht Füße massiert werden und ich habe 6 Krawatten... Wenn meine Mutter sich über Unordnung in meinem Schrank aufregt, nehme ich angemessene Verbesserungsvorschläge ja noch an.
Also: normal
Buch
Ich finde ja, dass ich anspruchslos bin, was Geschenke angeht. Ich esse fast alles und bin dafür wirklich dankbar - Wir haben beispielsweise Christstollen, Tiroler Speck und Lebkuchen geschenkt bekommen. ICH freue mich darüber. Ich habe auch nichts gegen "einfallsloses Geld". Ich sage mir dann, dass es weise vom Schenker ist, zu erkennen, dass ich eine kompliziertePerson bin, deren Wünsche von aussen schwer zu erkennen sind und man auf diese Weise mir die Chance gibt, meine Wünsche zu erfüllen.
Außerdem lese ich fast alles und freue mich sogar wirklich, wenn man mich mit schwieriger Literatur bedenkt, weil ich mir sage, dass ich dann wenigstens meinen Kopf trainiere, wenn ich es schon nicht genießen kann (was eine 50:50 Chance ist).
ABER: Ich bin Jahrgang 1979. Ich habe in meiner Schulausbildung die (fast) volle Breitseite Drittes Reich in allen verfügbaren Fächern gekriegt. (Es gab immerhin keine Referate über biologische, chemische bzw. physikalische "Grausamkeiten" im Dritten Reich in den entsprechenden Fächern. Und nicht in Sport. Aber sonst habe ich als mäßig interessantes Kind viel zu früh, viel zu kopflasig und damit viel zu uninteressant die Thematik gehabt in Geschichte, Politik, Deutsch, Sowi, Reli in der Oberstufe nochmal Geschichte, Deutsch, Reli und Sowi ... Die Anti-Kriegs-Thematik und die "faschistische Verhaltensweisen" und "Verdrängungsmechanismen" gingen auch in Englisch in der Oberstufe weiter)
Habe mit dieser Meinung nie hinter dem Berg gehalten und in meiner großen Bücherauswahl ist außerdem nicht eine Biographie... Kein Bohlen, kein Schröder, kein Grass. Nicht einmal ein Ustinov, was beinahe nur eine Unachtsamkeit, keine bewußte Entscheidung ist.
Warum kommt meine Familie also auf die Idee, mir "Michael Degen - Nicht alle waren Mörder" zu schenken? (Deutscher Schauspieler berichtet davon, wie er als 11jähriger im Dritten Reich mit seiner Mutter von Netten Deutschen vor Bösen Deutschen versteckt wurde - so informiert mich inhaltlich der Klappentext)
Ich will nicht mal qualitativ abwertende Äußerungen über den nicht eben literarischen Schreibstil machen, weil ich gerade freiwillig ein ähnlich geschriebenes Buch lese, aber das eben freiwillig und als Quasi-Tagebuch, nicht als jahrzehnte-später niedergelegte Erinnerung.
Also: Keine Meinung bis schlecht
Erklärung, warum ich das Buch doch lesen sollte
Ich habe das Buch bekommen, komisch geguckt und dann bei der eintretenden Gelegenheit gelesen... und nach eineinhalb Seiten niedergelegt... und nochmal 3 Seiten versucht... und wieder hingelegt (Was meinem Test mit meinem Bruder und einem Freund nach regelmäßig passiert).
Auf die folgende Frage, warum ich nicht weiter lese habe ich höflich geantwortet, dass mir der Stil nicht liegt. Oder genauer, dass ich ihn schlecht finde - um der Wahrheit die Ehre zu geben. Ich hätte in einer so lange gesackten Erinnerung eine andere literarische Dimension erwartet.
Allerdings...
Als man mir dann noch erklären wollte, dass ich das Buch doch noch mal richtig versuchen solle, weil ich das später im Job ja vielleicht brauchen könnte, dafür sei es mir ja geschenkt worden... da habe ich ein wenig die Beherrschung verloren. natürlich weiß ich erst jetzt besser, warum. Aber die kennen mich doch eigentlich lang genug, um Warnzeichen zu erkennen, oder? Warum muß ich mich da denn immer rechtfertigen?
Warum kann nicht einfach zugegeben werden, dass man halt nicht auch mir was Süßes schenken wollte, aber zu faul war, sich in mich hinein zu versetzen? Ich hätte dann ja zugegeben, dass ich einen schweren Büchergeschmack und ausserdem eine große, unkonventionelle Auswahl habe. Warum versuchen sie mir wie einem 5jährigen Kind zu erklären, dass ich eigentlich das viel lieber möchte als das, was mir Spaß macht?
Soll ich euch was sagen? Das Tagebuch der Anne Frank hätte ich noch mit Interesse angelesen. DAS habe ich in meiner Schulbildung nämlich verpaßt und auch danach nicht nachgeholt.
Meist brauche ich ein wenig Zeit, um mir über die Details eines Gesamteindrucks klar zu werden.
Gesamteindruck: Gut bis mittel.
Die Sache mit den Details ist kniffliger. Ich rege mich immer leich darüber auf, also beginne ich mit den Guten:
Mein erstes unerwartetes Geschenk:
Der Bekleidungszustand der Bedienung auf dem Klassentreffen
Damit ist keineswegs ein tiefer Ausschnitt oder ein kurzer Rock gemeint. Der hätte wohl vor allem mich ein wenig glücklicher gemacht. Aber dieses Jahr war die nicht mehr ganz so junge Frau und wahrscheinlich mehrfache Mutter aus irgendeinem Grund der Meinung, eine Hüfthose und ein knappes T-Shirt tragen zu müssen, aus dem unten der weiche, anschmiegsame Bauch vorwitzig herausschaute. Es war bemerkenswert. Keiner wollte es sehen ... aber wegsehen konnte auch keiner.
Meine restlichen Geschenke:
Essen
Es gab viiiel Essen, sowohl mit als auch ohne Geschenkpapier, begleitet von ein wenig bedrucktem Papier, für das einem die Leute noch mehr Essen geben.
Also: Gut! Sehr Gut!
Fernsehn
Es gibt Menschen, die glauben, es sei mir ohnehin zu wichtig. Aber das meine ich diesmal nicht, weil ich es ja nicht sehen wollte: Ich meine jetzt, dass dankenswerterweise am Ersten Weihnachtsfeiertag Plattfuß lief... als eine Art Whitenoise, weil es meinen Onkel, bei dem ich zu Gast war, unglaublich nervös machte, dass ich mich mit meinem Geschenk - einem Buch - beschäfftigte, statt fernzusehen... Dabei besitzt er selber welche und sollte wissen, dass man das wirklich statt eines Fernsehers benutzen kann.
Also: Gut!
Krawattenhalter
Ich habe das Gerät immerhin erkannt bzw. identifiziert, das damit nicht Füße massiert werden und ich habe 6 Krawatten... Wenn meine Mutter sich über Unordnung in meinem Schrank aufregt, nehme ich angemessene Verbesserungsvorschläge ja noch an.
Also: normal
Buch
Ich finde ja, dass ich anspruchslos bin, was Geschenke angeht. Ich esse fast alles und bin dafür wirklich dankbar - Wir haben beispielsweise Christstollen, Tiroler Speck und Lebkuchen geschenkt bekommen. ICH freue mich darüber. Ich habe auch nichts gegen "einfallsloses Geld". Ich sage mir dann, dass es weise vom Schenker ist, zu erkennen, dass ich eine kompliziertePerson bin, deren Wünsche von aussen schwer zu erkennen sind und man auf diese Weise mir die Chance gibt, meine Wünsche zu erfüllen.
Außerdem lese ich fast alles und freue mich sogar wirklich, wenn man mich mit schwieriger Literatur bedenkt, weil ich mir sage, dass ich dann wenigstens meinen Kopf trainiere, wenn ich es schon nicht genießen kann (was eine 50:50 Chance ist).
ABER: Ich bin Jahrgang 1979. Ich habe in meiner Schulausbildung die (fast) volle Breitseite Drittes Reich in allen verfügbaren Fächern gekriegt. (Es gab immerhin keine Referate über biologische, chemische bzw. physikalische "Grausamkeiten" im Dritten Reich in den entsprechenden Fächern. Und nicht in Sport. Aber sonst habe ich als mäßig interessantes Kind viel zu früh, viel zu kopflasig und damit viel zu uninteressant die Thematik gehabt in Geschichte, Politik, Deutsch, Sowi, Reli in der Oberstufe nochmal Geschichte, Deutsch, Reli und Sowi ... Die Anti-Kriegs-Thematik und die "faschistische Verhaltensweisen" und "Verdrängungsmechanismen" gingen auch in Englisch in der Oberstufe weiter)
Habe mit dieser Meinung nie hinter dem Berg gehalten und in meiner großen Bücherauswahl ist außerdem nicht eine Biographie... Kein Bohlen, kein Schröder, kein Grass. Nicht einmal ein Ustinov, was beinahe nur eine Unachtsamkeit, keine bewußte Entscheidung ist.
Warum kommt meine Familie also auf die Idee, mir "Michael Degen - Nicht alle waren Mörder" zu schenken? (Deutscher Schauspieler berichtet davon, wie er als 11jähriger im Dritten Reich mit seiner Mutter von Netten Deutschen vor Bösen Deutschen versteckt wurde - so informiert mich inhaltlich der Klappentext)
Ich will nicht mal qualitativ abwertende Äußerungen über den nicht eben literarischen Schreibstil machen, weil ich gerade freiwillig ein ähnlich geschriebenes Buch lese, aber das eben freiwillig und als Quasi-Tagebuch, nicht als jahrzehnte-später niedergelegte Erinnerung.
Also: Keine Meinung bis schlecht
Erklärung, warum ich das Buch doch lesen sollte
Ich habe das Buch bekommen, komisch geguckt und dann bei der eintretenden Gelegenheit gelesen... und nach eineinhalb Seiten niedergelegt... und nochmal 3 Seiten versucht... und wieder hingelegt (Was meinem Test mit meinem Bruder und einem Freund nach regelmäßig passiert).
Auf die folgende Frage, warum ich nicht weiter lese habe ich höflich geantwortet, dass mir der Stil nicht liegt. Oder genauer, dass ich ihn schlecht finde - um der Wahrheit die Ehre zu geben. Ich hätte in einer so lange gesackten Erinnerung eine andere literarische Dimension erwartet.
Allerdings...
Als man mir dann noch erklären wollte, dass ich das Buch doch noch mal richtig versuchen solle, weil ich das später im Job ja vielleicht brauchen könnte, dafür sei es mir ja geschenkt worden... da habe ich ein wenig die Beherrschung verloren. natürlich weiß ich erst jetzt besser, warum. Aber die kennen mich doch eigentlich lang genug, um Warnzeichen zu erkennen, oder? Warum muß ich mich da denn immer rechtfertigen?
Warum kann nicht einfach zugegeben werden, dass man halt nicht auch mir was Süßes schenken wollte, aber zu faul war, sich in mich hinein zu versetzen? Ich hätte dann ja zugegeben, dass ich einen schweren Büchergeschmack und ausserdem eine große, unkonventionelle Auswahl habe. Warum versuchen sie mir wie einem 5jährigen Kind zu erklären, dass ich eigentlich das viel lieber möchte als das, was mir Spaß macht?
Soll ich euch was sagen? Das Tagebuch der Anne Frank hätte ich noch mit Interesse angelesen. DAS habe ich in meiner Schulbildung nämlich verpaßt und auch danach nicht nachgeholt.
Another_one - 1. Jan, 23:41